Service-Nummer: 0421 - 48 99 66

Sie wollen die Texte in normaler Sprache lesen?

Sie wollen die Texte in Fachsprache lesen?

Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AATM)

Wenn die Lunge besonderen Schutz braucht

Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist eine seltene, genetisch bedingte Erkrankung, die vor allem die Lunge und die Leber betrifft. Sie entwickelt sich meist schleichend und bleibt lange unerkannt, bis schwerwiegende Symptome wie eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder ein Lungenemphysem auftreten. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Behandlung können den Verlauf deutlich verlangsamen und die Lebensqualität verbessern. 

Symptome und erste Anzeichen

Die Beschwerden eines Alpha-1-Antitrypsin-Mangels sind oft unspezifisch und werden anfangs übersehen. Ursache ist ein Mangel an Alpha-1-Antitrypsin (AAT), einem Eiweiß, das normalerweise das Lungengewebe vor schädlichen Enzymen schützt. Fehlt dieser Schutz, kann es schon früh zu einem Abbau der Lungenstruktur kommen, besonders bei zusätzlicher Belastung durch Rauchen oder Umweltfaktoren.

Typische Symptome der Lungenbeteiligung

In vielen Fällen zeigen sich erste Beschwerden bereits im jungen Erwachsenenalter:

  • Atemnot bei körperlicher Belastung, später auch in Ruhe
  • Chronischer Husten mit oder ohne Auswurf
  • Pfeifende Atmung (Giemen) und häufige Atemwegsinfekte
  • Frühzeitige Entwicklung einer COPD oder eines Lungenemphysems

💡 Tipp: Gerade bei jungen Menschen mit Atemnot oder wiederkehrenden Atemwegsinfekten sollte ein Arzt frühzeitig eine genetische Abklärung auf Alpha 1 Antitrypsin Mangel in Betracht ziehen.

Symptome bei Leberbeteiligung

Der Mangel kann nicht nur die Lunge, sondern auch die Leber betreffen. Hier zeigen sich Anzeichen wie:

  • Erhöhte Leberwerte oder Hepatitis
  • Gelbsucht (Ikterus)
  • Fortschreitende Leberzirrhose oder in seltenen Fällen Leberkrebs

⚠️ Hinweis: Da viele dieser Symptome auch bei anderen Erkrankungen auftreten können, ist eine ärztliche Diagnose entscheidend. Nur ein gezielter Bluttest kann den Alpha-1-Antitrypsin-Mangel sicher nachweisen.

 

Ursachen und Risikofaktoren

Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist eine erblich bedingte Stoffwechselstörung. Sie entsteht durch Mutationen im SERPINA1-Gen, das für die Produktion des Schutzproteins zuständig ist. Die Erkrankung wird autosomal-rezessiv vererbt. Das bedeutet, dass beide Elternteile ein verändertes Gen weitergeben müssen, damit die Erkrankung ausbricht.

Genetische Varianten und ihre Bedeutung

Tabelle mit genetischen Varianten des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels (MM, MZ, ZZ, SZ oder Null-Varianten) und deren Bedeutung für das Erkrankungsrisiko, von „kein Risiko“ bis „schwerer Mangel mit hohem Risiko“.
Von normalen bis krankhaften Genotypen: Risikoabschätzung bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

Verstärkende Risikofaktoren

Neben der genetischen Veranlagung können äußere Faktoren den Krankheitsverlauf deutlich beschleunigen:

  • Rauchen – der wichtigste vermeidbare Risikofaktor
  • Luftverschmutzung oder chemische Schadstoffe
  • Häufige Atemwegsinfekte
  • Alkoholkonsum, besonders bei Leberbeteiligung

💡 Tipp: Menschen mit familiärer Vorbelastung sollten sich frühzeitig testen lassen. Auch Angehörige können von einem Screening profitieren, um mögliche Risiken rechtzeitig zu erkennen.

 

Verlauf und Stadien

Der Verlauf des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels hängt von mehreren Faktoren ab – darunter der Genotyp, der Lebensstil und der Zeitpunkt der Diagnose. Viele Betroffene mit ZZ-Genotyp entwickeln bereits zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr schwere Lungensymptome, insbesondere wenn sie rauchen.

Krankheitsverlauf und typische Stadien

  • Frühstadium: Atemnot bei Belastung, gelegentlicher Husten
  • Fortgeschrittenes Stadium: Ausgeprägte COPD, häufige Infekte, eingeschränkte Lungenfunktion
  • Spätstadium:Langzeitsauerstofftherapie notwendig, möglicherweise Leberzirrhose oder Leberkarzinom

⚠️ Hinweis: Je früher der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel erkannt und behandelt wird, desto besser lässt sich der Krankheitsverlauf beeinflussen.

 

Behandlungsmöglichkeiten und Lebensqualität

Ein Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ist bislang nicht heilbar, doch es gibt verschiedene Therapieansätze, um Symptome zu lindern, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität zu erhalten.

Behandlung der Lungenbeteiligung

  • Substitutionstherapie: Wöchentliche Infusion von Alpha-1-Antitrypsin schützt das Lungengewebe und verlangsamt die Krankheitsprogression.
  • Inhalative Medikamente: Bronchodilatatoren oder Kortikosteroide zur Symptomlinderung.
  • Langzeitsauerstofftherapie: Unterstützt die Atmung bei fortgeschrittener Lungenschädigung.
  • Lungentransplantation: In sehr schweren Fällen eine letzte Option.

Behandlung bei Leberbeteiligung

  • Regelmäßige Kontrolle der Leberwerte und Verzicht auf Alkohol
  • Vermeidung leberschädigender Medikamente
  • Lebertransplantation im Endstadium

Weitere unterstützende Maßnahmen

  • Rauchstopp: Entscheidend für den Verlauf
  • Atemtherapie und Lungensport zur Verbesserung der Lungenfunktion
  • Impfungen gegen Grippe, Pneumokokken und COVID-19
  • Genetische Beratung und Screening von Familienmitgliedern

💡 Tipp: Eine enge Zusammenarbeit mit Ihrem Arzt und ein individuell abgestimmter Therapieplan sind der Schlüssel, um trotz Alpha-1-Antitrypsin-Mangel ein aktives und erfülltes Leben zu führen.

Quellen:

[1] Lungeninformationsdienst. Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AATM). Helmholtz Zentrum München – Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt; letzte Aktualisierung 30.11.2020. Online verfügbar unter: https://www.lungeninformationsdienst.de/krankheiten/weitere-lungenerkrankungen/alpha-1-antitrypsin-mangel (Zugriff am 24.11.2025).

,
[2] Expertenstatement der Fachgesellschaften (DGP / Deutsche Atemwegsliga) Greulich T, Fähndrich S, Clarenbach C, Gleiber W, Hautmann H, Heine R, u. a. Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AATM) – Ein Expertenstatement / Alpha-1 Antitrypsin Deficiency (AATD) – D-A-CH-Expert Statement. Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Deutschen Atemwegsliga. Pneumologie. Online publiziert am 03.06.2020. DOI: 10.1055/a-1143-8186.

,
[3] Leber-fokussierte Patienteninformation Deutsche Leberhilfe e. V. Alpha-1-Antitrypsinmangel (AATM). Univ.-Prof. Dr. med. Pavel Strnad, Dr. med. Malin Fromme, cand. med. Christina Schrader, Uniklinik Aachen; Stand 08/2025. Online verfügbar unter: https://www.leberhilfe.org/lebererkrankungen/alpha-1-antitrypsinmangel/ (Zugriff am 24.11.2025).

Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel (AATM) ist eine seltene, autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung, die primär Lunge und Leber betrifft. Die Erkrankung bleibt häufig über Jahre unerkannt, bis sich eine chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD), ein Lungenemphysem oder eine Lebererkrankung manifestiert. Frühzeitige Diagnostik, differenzierte Genotypisierung und leitliniengerechte Therapie können die Krankheitsprogression signifikant verlangsamen und die Lebensqualität sowie Prognose der Betroffenen verbessern.

Symptome und klinische Manifestationen

Die klinische Symptomatik des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels ist häufig unspezifisch und verzögert. Pathophysiologisch resultiert der Schaden aus einem Mangel an Alpha-1-Antitrypsin (AAT) – einem aus Hepatozyten synthetisierten Serinprotease-Inhibitor, der neutrophile Elastase neutralisiert und somit das Lungenparenchym schützt. Fehlt dieser Schutz, kommt es zur Destruktion des elastischen Gewebes und zur Progression chronisch-obstruktiver Lungenerkrankungen.

 

Pulmonale Manifestationen

Typische respiratorische Symptome können bereits im frühen Erwachsenenalter auftreten:

  • Belastungsdyspnoe, im Verlauf Ruhedyspnoe
  • Chronischer Husten mit oder ohne Sputumproduktion
  • Giemen, häufig rezidivierende Bronchitiden
  • Frühzeitige Entwicklung einer COPD oder eines panazinären Lungenemphysems

Hinweis: Bei Patienten unter 45 Jahren mit früh auftretender COPD oder Emphysem ohne signifikante Raucheranamnese sollte ein Alpha-1-Antitrypsin-Screening erfolgen.

 

Hepatische Manifestationen

Neben der Lunge ist die Leber das zweite Hauptzielorgan. Klinische Zeichen sind:

  • Erhöhte Transaminasen, chronische Hepatitis
  • Ikterus und Hepatomegalie
  • Fortschreitende Leberfibrose oder Zirrhose
  • In seltenen Fällen hepatozelluläres Karzinom

Nur durch gezielte Serum-AAT-Messung und Genotypisierung kann eine eindeutige Diagnose gestellt werden.

 

Ursachen und Risikofaktoren

Der Alpha-1-Antitrypsin-Mangel beruht auf Mutationen im SERPINA1-Gen auf Chromosom 14. Die resultierenden Fehlfaltungen führen zur intrazellulären Akkumulation von AAT in Hepatozyten und zu einer systemischen AAT-Defizienz.

Genetische Varianten und ihre Bedeutung

Tabelle mit genetischen Varianten des Alpha-1-Antitrypsin-Mangels (MM, MZ, ZZ, SZ oder Null-Varianten) und deren Bedeutung für das Erkrankungsrisiko, von „kein Risiko“ bis „schwerer Mangel mit hohem Risiko“.
Von normalen bis krankhaften Genotypen: Risikoabschätzung bei Alpha-1-Antitrypsin-Mangel

 

Exogene Verstärkungsfaktoren

Exposition gegenüber Umweltfaktoren beschleunigt die Krankheitsprogression erheblich:

  • Tabakrauchen (entscheidender Risikofaktor)
  • Feinstaub- und Schadstoffbelastung
  • Wiederkehrende respiratorische Infekte
  • Alkoholkonsum, insbesondere bei bestehender Leberbeteiligung

Tipp für die Praxis: Bei familiärer Häufung respiratorischer Erkrankungen sollte eine genetische Beratung und ggf. ein Screening erwogen werden.

 

Krankheitsverlauf und Stadieneinteilung

Die Krankheitsprogression hängt von Genotyp, Lebensstil, Diagnosezeitpunkt und Therapieadhärenz ab. Besonders Patienten mit ZZ-Genotyp entwickeln frühzeitig schwerwiegende pulmonale Komplikationen, häufig zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr.

Typische Verlaufsstadien

  • Frühstadium: Belastungsdyspnoe, produktiver Husten
  • Progressives Stadium: Ausgeprägte COPD, rezidivierende Exazerbationen, deutlicher FEV₁-Abfall
  • Endstadium: Bedarf an Langzeitsauerstofftherapie (LTOT), mögliche Leberzirrhose oder hepatozelluläres Karzinom

Klinischer Hinweis: Frühzeitige Diagnose und konsequente Therapieeinleitung korrelieren direkt mit einer besseren Langzeitprognose.

 

Therapeutische Strategien und Management

Eine kausale Heilung ist bislang nicht möglich. Ziel der Therapie ist die Progressionsverlangsamung, Symptomkontrolle und Erhalt der Lebensqualität.

Pulmonale Therapieoptionen

  • Substitutionstherapie: Intravenöse AAT-Substitution (60 mg/kg KG/Woche) reduziert den Elastase-induzierten Parenchymschaden und verlangsamt die Emphysemprogression
  • Inhalative Therapie: Einsatz von Bronchodilatatoren und inhalativen Kortikosteroiden zur Symptomkontrolle
  • Langzeitsauerstofftherapie (LTOT): Indiziert bei chronischer Hypoxämie zur Verbesserung der Oxygenierung
  • Lungentransplantation: Option im terminalen Stadium bei schwerem Emphysem

 

Therapie bei hepatischer Manifestation

  • Regelmäßige Leberfunktionskontrolle und Alkoholkarenz
  • Vermeidung hepatotoxischer Substanzen
  • Lebertransplantation im Endstadium als kurative Option

 

Unterstützende Maßnahmen

  • Rauchstopp: Essenziell für jede Therapieplanung
  • Atemphysiotherapie und strukturiertes Lungentraining
  • Impfungen gegen Influenza, Pneumokokken und SARS-CoV-2
  • Genetische Beratung für Patienten und Angehörige

Praxisempfehlung: Interdisziplinäre Betreuung durch Pneumologie, Hepatologie und Humangenetik verbessert Therapieergebnisse und Prognose erheblich.

Verknüpfte Therapien

Hier finden Sie Therapien zu denen diese Erkrankung passt. 

No results found.

Verknüpfte Selbsthilfegruppen

Hier finden Sie Selbsthilfegruppen die zu dieser Erkrankung passen.

Logo Lungenemphysem COPD Deutschland

Lungenemphysem-COPD Deutschland

Online & Präsenz
Standort:
Hattingen
Ansprechpartner:
Lungenemphysem-COPD Deutschland

Verknüpfte Verordnungsvordrucke

Hier finden Sie passende Vordrucke zu dieser Erkrankung.

Sauerstofftherapie
Früh erkennen, gezielt handeln und trotz Alpha-1-Antitrypsin-Mangel selbstbestimmt leben.

Verknüpfte Videos

Hier finden Sie passende Videos zu dieser Therapie.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

SimplyGo Mini: Geräteübersicht, Zubehör & Inbetriebnahme

Dieses Video zeigt die vollständige Einweisung in den mobilen Sauerstoffkonzentrator SimplyGo Mini. Von Geräteübersicht und Displayfunktionen bis zur Inbetriebnahme wird alles praxisnah erklärt. Kapit…

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Inogen Rove 6 Mobiler Sauerstoffkonzentrator: Geräteübersicht, Zubehör & Inbetriebnahme

Dieses Video zeigt die vollständige Einweisung in den mobilen Sauerstoffkonzentrator Inogen Rove 6. Von der Geräteübersicht über Bedienung und Displayanzeige bis zum Wechsel der Molekularsiebe werden…

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

EverFlo Sauerstoffkonzentrator: Geräteübersicht, Zubehör & Inbetriebnahme

Dieses Video zeigt die vollständige Einweisung in den Philips EverFlo Sauerstoffkonzentrator. Kapitel: 0:00 Sicherheitshinweise Sauerstoffkonzentrator 0:16 Geräteübersicht (vorne, seitlich + hinten)…

Verknüpfte Produkte

Hier finden Sie passende Produkte zu dieser Therapie.

No results found.

Zum Inhalt springen