Indikationen für die invasive Beatmung
Eine invasive Beatmung ist erforderlich, wenn eine spontane Atmung nicht mehr ausreicht, um eine ausreichende arterielle Oxygenierung (PaO₂) und/oder Ventilation (CO₂-Elimination) zu gewährleisten. Typische Indikationen sind:
- Schwere akute respiratorische Insuffizienz (ARDS, Lungenversagen) – unzureichende Oxygenierung trotz maximaler Sauerstoffgabe
- Hyperkapnische Insuffizienz – z. B. bei chronischen Atemwegserkrankungen oder akuter Exazerbation
- Neuromuskuläre Erkrankungen – z. B. ALS oder Myasthenia gravis mit respiratorischer Muskelinsuffizienz
- Zentrale Atemdepression – z. B. bei Schädel-Hirn-Trauma oder Bewusstlosigkeit
- Postoperative oder prolongierte Weaning-Situationen
- Versagen der nichtinvasiven Beatmung (NIV)
Durch den direkten Atemwegszugang ermöglicht die invasive Beatmung eine präzise Kontrolle von Atemvolumen, Atemfrequenz, Druckverhältnissen und Gaszusammensetzung, was besonders bei kritischen Krankheitsbildern essenziell ist.
Beatmungsmodi bei invasiver Beatmung
Die Wahl des Beatmungsmodus richtet sich nach Erkrankungsbild, Lungenmechanik, Gasaustauschparametern und dem Ziel der Therapie.
Volume Controlled Ventilation (VCV)
- Vordefiniertes Atemzugvolumen, Druck ist variabel
- Vorteil: kontrollierte Volumenzufuhr, gute CO₂-Elimination
- Einsatz: stabile Lungenmechanik, planbare Beatmungssituation
Pressure Controlled Ventilation (PCV)
- Konstanter Druck während der Inspiration, Volumen variabel
- Vorteil: schonende Beatmung bei steifer Lunge oder ARDS
- Einsatz: restriktive Lungenverhältnisse, Lungenschutzstrategien
Pressure Support Ventilation (PSV)
- Spontanatmung mit inspiratorischer Druckunterstützung
- Vorteil: Reduktion der Atemarbeit, Förderung der Spontanatmung
- Einsatz: Weaning-Phase, Übergang zur Eigenatmung
Synchronized Intermittent Mandatory Ventilation (SIMV)
- Kombination aus mandatorischen Atemzügen und Spontanatmung
- Vorteil: schrittweises Weaning, bessere Patient-Ventilator-Synchronisation
Airway Pressure Release Ventilation (APRV)
- Erlaubt Spontanatmung trotz hohem Atemwegsdruck
- Vorteil: alveoläre Rekrutierung, verbesserte Oxygenierung
- Einsatz: schwere ARDS-Verläufe
Adaptive Support Ventilation (ASV)
- Automatische Anpassung von Atemfrequenz und Volumen an Patientenbedarf
- Vorteil: dynamische Beatmungsstrategie, weniger Eingriffe durch Personal
- Einsatz: Weaning, Langzeitbeatmung, komplexe Krankheitsbilder
Versorgung, Hilfsmittel und begleitende Maßnahmen
Eine sichere und effektive invasive Beatmung erfordert eine Vielzahl an Hilfsmitteln und Zusatzsystemen, um Atemwege zu schützen, Sekretmanagement zu gewährleisten und Komplikationen zu vermeiden:
- Trachealkanülen: in unterschiedlichen Größen und Materialien, mit oder ohne Cuff
- Absaugsysteme: Entfernung von Sekreten zur Prävention von Atelektasen und Pneumonien
- Befeuchtungssysteme: aktive oder passive Befeuchter zur Vermeidung von Mukosatrophie und Sekretverkrustung
- Filter und HME-Systeme: Schutz vor mikrobieller Kontamination und Partikeln
In Kooperation mit spezialisierten Partnern wie ProLife kann eine hochwertige Versorgung mit Kanülen, Absaugsystemen und Zubehör gewährleistet werden – sowohl stationär als auch im häuslichen Umfeld.
Besonderheiten der invasiven Langzeitbeatmung
In der außerklinischen Intensivpflege und Heimbeatmung spielt die invasive Beatmung eine zentrale Rolle bei chronischer respiratorischer Insuffizienz, insbesondere bei:
- neuromuskulären Erkrankungen
- thorakalen Deformitäten
- chronisch restriktiven oder obstruktiven Lungenerkrankungen
Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Pneumologie, Intensivmedizin, Pflegepersonal und Medizintechnik ist hierbei essenziell für ein sicheres und effektives Management.
Fazit
Die invasive Beatmung ist ein unverzichtbares Therapieverfahren bei schwerer respiratorischer Insuffizienz. Sie ermöglicht eine präzise Steuerung der Atemmechanik, gewährleistet eine adäquate Oxygenierung und CO₂-Elimination und kann lebensrettend sein.
Durch eine individuell abgestimmte Beatmungsstrategie, optimale Geräteauswahl, adäquates Sekretmanagement und kontinuierliches Monitoring lässt sich die Behandlung sowohl auf der Intensivstation als auch im häuslichen Umfeld sicher und effizient gestalten.