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Atemgasbefeuchtung in der Beatmungstherapie

für eine sichere und schonende Versorgung

Die Atemgasbefeuchtung ist ein wichtiger Bestandteil jeder Beatmungstherapie – ob invasiv (über Tubus oder Trachealkanüle) oder nicht-invasiv (über Maske). Sie schützt die Atemwege vor Austrocknung, Reizungen und Infektionen und sorgt dafür, dass das Atemgas angenehm temperiert und ausreichend feucht ist.

Warum ist befeuchtete Luft beim Atmen wichtig?

Ohne Feuchtigkeit werden die Atemwege trocken.
Der Schleim wird hart und bleibt fest sitzen.
Mit warmer und feuchter Luft können die Atemwege besser arbeiten.
Das Atmen wird angenehmer und die Lunge bleibt besser geschützt.

Wirkweise und Anwendungsgebiete

Die Atemgasbefeuchtung stellt sicher, dass die eingeatmete Luft die natürlichen Bedingungen der Atemwege nachahmt: warm, feucht und schonend.

Ohne Befeuchtung trocknen die Schleimhäute aus, Sekrete werden zäh und das Risiko für Infektionen steigt.

Es gibt zwei Hauptformen der Atemgasbefeuchtung:

  1. Aktive Systeme:
    Diese Geräte erwärmen und befeuchten das Atemgas aktiv. Dazu wird sterile Flüssigkeit über einen beheizten Wasserkreislauf verdampft. Sensoren kontrollieren Temperatur und Feuchtigkeit fortlaufend.
  2. Passive Systeme (HME-Filter oder „feuchte Nase“):
    Sie speichern die Wärme und Feuchtigkeit der Ausatemluft und geben sie bei der nächsten Einatmung wieder ab. Diese Variante wird häufig bei kürzeren Beatmungszeiten oder bei stabilen Patientinnen und Patienten eingesetzt.

 

Welche Form verwendet wird, hängt von der Beatmungsdauer, der Erkrankung und der ärztlichen Einschätzung ab. Besonders wichtig ist die Atemgasbefeuchtung bei Menschen mit Trachealkanüle, bei Langzeitbeatmung oder hoher Atemfrequenz, da hier die natürliche Befeuchtung durch Nase und Mund fehlt.

 

Durchführung und Ablauf

Die Atemgasbefeuchtung wird direkt zwischen Beatmungsgerät und Patientensystem eingebaut – egal, ob die Beatmung über eine Maske oder über einen Tubus erfolgt.

  • Bei aktiven Systemen:
    Steriles Wasser wird im Gerät verdampft und dem Atemgas beigemischt. Ein Temperaturfühler sorgt dafür, dass das Atemgas weder zu kühl noch zu heiß ist.
  • Bei passiven Systemen:
    Der HME-Filter speichert die Wärme und Feuchtigkeit der Ausatemluft.

Beim Einatmen wird diese Feuchtigkeit wieder abgegeben.

Damit die Behandlung sicher bleibt, müssen Schläuche, Filter und Wasserbehälter regelmäßig gereinigt oder ausgetauscht werden.

Medizinisches Fachpersonal kontrolliert die Einstellungen, überprüft die Werte und stellt sicher, dass die Methode zur Atemsituation der Patientin oder des Patienten passt.

Auch im häuslichen Umfeld ist eine Atemgasbefeuchtung möglich, wenn eine Beatmung über längere Zeit erfolgt. Hierbei werden Angehörige oder Pflegekräfte geschult, damit der Umgang mit dem System sicher bleibt.

 

Vorteile, Risiken und Nachsorge

Vorteile:

  • Schutz der Atemwege vor Austrocknung
  • Weniger Reizungen und Entzündungen
  • Bessere Schleimlösung und Sekretmobilisation
  • Höherer Komfort für Patientinnen und Patienten
  • Geringeres Risiko für Atemwegsinfektionen
  • Gleichmäßige Temperatur und Feuchtigkeit während der Beatmung

Risiken:

  • Bei schlechter Hygiene Gefahr von Keimbildung
  • Zu hohe Feuchtigkeit kann Kondenswasser in den Schläuchen verursachen
  • Technische Störungen bei falscher Wartung

Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle durch Ärztinnen, Ärzte oder Pflegepersonal wichtig.

Moderne Geräte verfügen über Sicherheitsfunktionen, die Feuchtigkeit und Temperatur automatisch anpassen, um Komplikationen zu vermeiden. Nach jeder Behandlung und im Rahmen der Langzeitversorgung sind regelmäßige Filterwechsel, Sichtkontrollen und mikrobiologische Prüfungen notwendig. So bleibt die Atemgasbefeuchtung dauerhaft wirksam und die Beatmungstherapie sicher und komfortabel.

Quellen:

[1] Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP): Empfehlungen zur Atemgasbefeuchtung in der Beatmungstherapie, 2023.

,
[2] European Respiratory Society (ERS): Guidelines on humidification in mechanical ventilation, 2022.

,
[3] Robert Koch-Institut: Hygieneanforderungen bei der Beatmungstherapie, 2021.

Die Atemgasbefeuchtung ist ein essenzieller Bestandteil jeder Form der Beatmungstherapie – sowohl invasiv (über Tubus oder Trachealkanüle) als auch nichtinvasiv (über Maske).

Sie dient dem Schutz der Atemwege vor Austrocknung, Schleimhautirritationen und Infektionen und stellt sicher, dass das zugeführte Atemgas eine physiologische Temperatur und Feuchtigkeit besitzt. Eine adäquate Befeuchtung verbessert nicht nur den Patientenkomfort, sondern ist entscheidend für die Wirksamkeit und Sicherheit der Beatmung.

Im Folgenden wird erläutert, welche Systeme existieren, wie sie funktionieren und in welchen klinischen Situationen sie zum Einsatz kommen.

Wirkweise und Anwendungsgebiete

Die Atemgasbefeuchtung hat das Ziel, die natürlichen Bedingungen des oberen Atemtrakts nachzuahmen – also eine warme, feuchte und partikelarme Inhalationsluft bereitzustellen.

Fehlt diese Konditionierung, trocknen Schleimhäute aus, bronchiales Sekret wird zäh, und die mukoziliäre Clearance wird beeinträchtigt. Dies erhöht das Risiko für Infektionen, Obstruktionen und Beatmungsassoziierte Pneumonien (VAP).

Grundsätzlich werden zwei Systeme unterschieden:

Aktive Befeuchtungssysteme

Aktive Systeme befeuchten und erwärmen das Atemgas durch Verdampfung von sterilem Wasser.

Ein Heizsystem regelt die Temperatur des inspiratorischen Gases (typischerweise 31-37 °C), während Sensoren die relative Luftfeuchtigkeit überwachen.

Diese Systeme eignen sich insbesondere für:

  • Langzeitbeatmung (invasiv oder nichtinvasiv)
  • Patienten mit Tracheostoma
  • Hohes Atemminutenvolumen oder hohe Leckagen
  • Sekretproblematik oder erhöhter Flüssigkeitsbedarf

Passive Befeuchtungssysteme (HME – Heat and Moisture Exchanger)**

Passive Systeme, häufig als „feuchte Nase“ bezeichnet, speichern Wärme und Feuchtigkeit der Ausatemluft und geben sie bei der nächsten Inspiration wieder ab.

Sie benötigen keine Energiezufuhr und sind einfach in der Handhabung.

Einsatzbereiche:

  • Kurzzeitbeatmung (< 96 h)
  • stabile, spontan atmende Patientinnen und Patienten
  • Transport- oder Übergangsbeatmung

Die Auswahl des Systems erfolgt auf Basis der Beatmungsart, -dauer, Sekretlage und klinischen Situation.

Besonders bei Trachealkanülen-Patienten, Langzeitbeatmung oder hohen Atemfrequenzen ist eine aktive Befeuchtung unverzichtbar, da die physiologische Befeuchtung durch die oberen Atemwege vollständig entfällt.

Durchführung und Ablauf

Die Atemgasbefeuchtung wird im Patientenkreislauf zwischen Beatmungsgerät und Interface (Maske, Tubus, Trachealkanüle) integriert.

Aktive Systeme

  • Steriles Wasser wird in einem beheizten Befeuchterreservoir verdampft.
  • Das Gerät reguliert Temperatur und Feuchtigkeit automatisch.
  • Ein beheizter Beatmungsschlauch verhindert Kondenswasserbildung.
  • Die Temperatursensoren an proximaler und distaler Position sichern eine gleichbleibende Atemgastemperatur.

Passive Systeme

  • Der HME-Filter wird direkt zwischen Patient und Beatmungsschlauch platziert.
  • Er speichert die Exspirationswärme und -feuchtigkeit und gibt diese bei der nächsten Einatmung ab.
  • Sollte bei erhöhter Sekretproduktion, Leckagen oder längerem Einsatz regelmäßig ersetzt werden.

Hygienemanagement und Kontrolle

Eine regelmäßige Wartung ist für beide Systeme essenziell:

  • Schlauchsysteme und Wasserbehälter sind nach Herstellerangaben zu reinigen oder zu wechseln.
  • Filterwechsel erfolgt in definierten Intervallen oder bei sichtbarer Verschmutzung.
  • Temperatur- und Feuchtigkeitsparameter werden regelmäßig überprüft.

In der außerklinischen Beatmung wird die Atemgasbefeuchtung ebenfalls eingesetzt. Hier erfolgt eine Einweisung und Schulung von Pflegepersonal und Angehörigen, um die sichere Handhabung zu gewährleisten.

Vorteile, Risiken und Nachsorge

Vorteile

  • Erhalt der mukoziliären Funktion und Sekretmobilisation
  • Schutz vor Austrocknung und Mikroverletzungen der Schleimhaut
  • Reduktion des Infektionsrisikos und der Tubusobstruktion
  • Verbesserter Atemkomfort und geringere Atemarbeit
  • Konstante Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse

Risiken und mögliche Komplikationen

  • Keimbildung bei unzureichender Hygiene oder Stagnation des Wassers
  • Kondenswasserbildung bei Überbefeuchtung (Gefahr der Aspiration)
  • Erhöhte Atemwegswiderstände bei verstopften HME-Filtern
  • Technische Fehlfunktionen durch falsche Montage oder mangelnde Wartung

Nachsorge und Qualitätskontrolle

Für eine dauerhaft sichere Therapie sind regelmäßige Kontrollen notwendig:

  • Überprüfung der Temperatur (31-37 °C) und relativen Luftfeuchte (≥ 80 %)
  • Austausch von Schläuchen, Wasserbehältern und Filtern nach Vorgabe
  • Mikrobiologische Prüfungen in der Langzeitbeatmung
  • Dokumentation aller Wartungs- und Hygienemaßnahmen

Moderne Geräte verfügen über automatische Sicherheitsfunktionen, die Temperatur, Feuchtigkeit und Alarmgrenzen selbstständig überwachen und anpassen.

Fazit

Die Atemgasbefeuchtung ist ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Beatmungstherapie. Sie schützt die Atemwege, gewährleistet physiologische Bedingungen für den Gasaustausch und trägt entscheidend zur Patientensicherheit und Therapieeffektivität bei.

Durch den gezielten Einsatz aktiver oder passiver Systeme kann die Beatmung individuell optimiert werden – im stationären wie im häuslichen Bereich.

Für medizinisches Fachpersonal sind korrekte Systemwahl, Hygienemanagement und regelmäßige Kontrolle zentrale Voraussetzungen für eine erfolgreiche und sichere Beatmungstherapie.

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COPD - Deutschland e.V.
Optimale Atemgasbefeuchtung - für eine sichere, schonende und wirksame Beatmungstherapie.

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FAQ | Atemgasbefeuchtung in der Beatmungstherapie

Dabei wird die eingeatmete Luft befeuchtet und erwärmt, damit sie den natürlichen Bedingungen der Atemwege entspricht. Das schützt Schleimhäute und erleichtert das Atmen.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Pneumologie, Leitlinie Invasive Beatmung, https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/001-021 (Abrufdatum 04.12.2025)

Ohne Befeuchtung trocknen die Atemwege aus, was zu Schmerzen, Husten, zähem Sekret und Infektionen führen kann. Befeuchtete Luft verbessert Komfort und Atmung.

Quelle: Hess DR, Humidification during mechanical ventilation, Respiratory Care, https://rc.rcjournal.com (Abrufdatum 04.12.2025)

Aktive Befeuchter erwärmen Wasser in einem Heizbehälter und leiten den warmen, feuchten Atemgasstrom über einen Schlauch zum Patienten.

Quelle: ISO Technical Report on humidification systems; Hess DR, Respiratory Care, https://rc.rcjournal.com (Abrufdatum 04.12.2025)

Aktive Befeuchter erwärmen Wasser und geben Feuchtigkeit aktiv an die Atemluft ab. Passive Systeme (HME-Filter) speichern Wärme und Feuchtigkeit aus der Ausatmung und geben sie beim Einatmen wieder ab.

Quelle: DGP Leitlinie Invasive Beatmung, https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/001-021 (Abrufdatum 04.12.2025)

Ein HME-Filter („Heat and Moisture Exchanger“) ist ein kleines Gerät zwischen Beatmungsschlauch und Patient, das Feuchtigkeit und Wärme speichert und wieder abgibt. Es dient gleichzeitig oft als Keimfilter.

Quelle: Williams R et al., Heat and moisture exchangers in mechanical ventilation, Chest Journal, https://journal.chestnet.org (Abrufdatum 04.12.2025)

Immer dann, wenn die Atemluft nicht mehr natürlich befeuchtet wird – zum Beispiel bei invasiver Beatmung über Tubus oder Trachealkanüle und häufig auch bei längerer nichtinvasiver Beatmung.

Quelle: DGP Leitlinie Invasive Beatmung, https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/001-021 (Abrufdatum 04.12.2025)

Mögliche Risiken sind Kondenswasser im Schlauch, Keimwachstum bei schlechter Hygiene oder zu warme Luft. Mit richtiger Pflege und Gerätenutzung sind diese Risiken gering.

Quelle: Chatburn RL, ABCs of humidification, Respiratory Care, https://rc.rcjournal.com (Abrufdatum 04.12.2025)

Das Wasser muss täglich erneuert und nur sterile oder destillierte Flüssigkeit verwendet werden. Herstellerangaben und Hygienevorgaben des Fachpersonals sind verbindlich.

Quelle: WHO Guidelines on infection prevention in ventilation circuits; https://www.who.int (Abrufdatum 04.12.2025)

Aktive Systeme bieten eine konstante, angenehme Wärme und Feuchtigkeit, halten das Sekret flüssiger und erhöhen den Komfort – besonders bei langfristiger Beatmung.

Quelle: Hess DR, Humidification for patients with artificial airways, Respiratory Care, https://rc.rcjournal.com (Abrufdatum 04.12.2025)

Ja. Viele Patienten mit Trachealkanüle oder Heimbeatmung nutzen aktive Befeuchter oder HME-Filter auch zu Hause. Die Auswahl hängt von der ärztlichen Empfehlung und dem Beatmungsgerät ab.

Quelle: DGP, Außerklinische Beatmung, https://www.pneumologie.de (Abrufdatum 04.12.2025)
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